Belgien, Atomausstieg ausgesetzt, Pro-Atom, AKW, Doel, Tihange, Hochrisikoreaktor
• 7 aktive Reaktoren an 2 Standorten
• ursprünglicher Ausstiegsplan bis 2025 wurde ausgesetzt, Ausstieg und mögliche Neubauten fraglich
• Stromerzeugung 2016 aus
» 53% Atomenergie
» 29% Fossile Brennstoffe (26% Gas, 3% Kohle)
» 18% Erneuerbare Energie (8% Biomasse, 6% Wind, 4% Solar)
• 82 TWh Eigenproduktion, 23,7 TWh Importe (>50% Niederlande), 2,7 TWh Exporte
Geschichte
Das
erste belgische AKW geht
1974 in Doel ans Netz. 1975 folgen ein weiterer Reaktor in Doel und einer in Tihange, 1982-1985 je zwei weitere an den beiden Standorten. Aktuell sind vier Reaktoren in
Doel und drei Reaktoren in
Tihange in Betrieb. Sie decken 53% des belgischen Strombedarfs.
Proteste
Viele Belgier_innen stehen der
Atomenergie positiv gegenüber, vor allem aus Angst vor Energieengpässen und Verteuerungen. Richtige
Proteste gibt es
erst seit der Reaktorkatastrophe von
Fukushima. 2017 etwa gab es eine grenzüberschreitende Protestaktion mit Deutschland und den Niederlanden, bei der eine 90 km lange Menschenkette von Tihange nach Aachen gebildet wurde.
Ausstieg vs. Ausbau
1999 beschließt die Regierung eine
Laufzeitbeschränkung aller AKW auf insgesamt 40 Jahre und den Stopp von AKW-Neubauten.
Die
aktuelle Regierung setzte die Ausstiegspläne mit dem Argument der CO2-Reduktion und der wirtschaftlichen Notwendigkeit allerdings wieder aus. Der
Atomausstieg sowie Laufzeiten wurden auf unbestimmte Zeit verschoben bzw. verlängert, mögliche Neubauten sind nicht ausgeschlossen.
Störfälle und Katastrophen
2012: bei den
Stresstests werden sowohl in Tihange als auch Doel
tausende Risse im Reaktorbehälter festgestellt. Beide Reaktoren werden vorläufig stillgelegt. Bei einer erneuten Überprüfung 2015 werden in Tihange 3 sogar über 13.000 Risse gefunden.
2014, Doel: Durch Sabotage von Mitarbeitern wird eine Dampfturbine beschädigt. Der Reaktor wird notabgeschaltet.
2017, Tihange: Notabschaltung wegen Problemen an einer Pumpe im Inneren des Reaktordruckbehälters.
Alleine
seit 2012 gab es
12 Notabschaltungen an beiden Standorten.
Probleme
• Ursprüngliche
Ausstiegspläne bis 2025 wurden
revidiert,
Laufzeiten auf unbestimmte Zeit verlängert. Aktuelle Pläne sind nicht offiziell bekannt.
• Alle aktiven Reaktoren gingen zwischen 1974 und 1985 ans Netz und sind damit
Hochrisikoreaktoren. Es gibt
laufend Zwischenfälle.
Mehr Infos und Quellenangabe:
• Allg. Infos - kritisch, Deutsch (Global2000)
• Allg. Infos - Atomindustrie, Englisch (World Nuclear Association)
• Allg. Infos - Atomindustrie, Englisch (IAEA)
• Energiestatistik, Englisch (IEA)
Foto: AKW Tihange, mitten in der Stadt Huy, ©
Jean-Pol Grandmont
Informationsstand 12/2017