Deutschland, Atomausstieg, Fossile, Kohle, Rückbau, AKW, Brokdorf, Emsland, Grohnde, Philippsburg, Neckarwestheim, Isar, Gundremmingen, Erneuerbare
• keine aktiven Reaktoren mehr, nach dem Super-GAU in Fukushima wurde der schrittweise Atom-Ausstieg beschlossen und am 15. April 2023 die 3 letzten deutschen Reaktoren abgeschaltet
• keine neuen Reaktoren geplant, Anfang 2025 intensive Diskussion über Reaktivierung abgeschalteter und in Rückbau befindlicher AKWs
• Stromerzeugung 2024 aus [1]
» 37,7% Fossile Brennstoffe (23% Kohle, 12,4% Gas, 0,8% Öl, 0,4% Sonstige, 1,1% Müll n.e.)
» 62,3% Erneuerbare Energie (33% Wind, 14,5% Solar, 9% Biomasse, 4,8% Wasser, 1% Müll e.)
• 412 TWh Eigenproduktion, 2024: 45,6 TWh Importe (12,9 Frankreich), 17,2 TWh Exporte [2]
Geschichte
1961 geht in Deutschland das
erste AKW ans Netz.
Am
Höhepunkt der Atomstromproduktion Ende 80er-/Anfang der 90er-Jahre hat Deutschland
32 aktive Reaktoren und fast
30 % Atomstromanteil.
Bis 1990 wird in Deutschland Uran abgebaut und ist einer der größten Uranproduzenten weltweit.
Nach der Tschernobyl-Katastrophe
1986 werden auch in Deutschland die
Proteste gegen Atomkraft stärker.
Einer der größten - und leider auch gewaltvollen - Protestbewegungen in Deutschland war der Widerstand gegen eine Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) für abgebrannte Brennstäbe in
Wackersdorf. Auch aus Österreich kam Unterstützung. Der Bau der WAA wurde 1985 begonnen und 1989 schließlich eingestellt. [3]
2000 wird der Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. 2010 kommt jedoch der Ausstieg vom Ausstieg, mehrere Laufzeitverlängerungen werden beschlossen.
Nach der Katastrophe von
Fukushima 2011 wird ein totaler
Atomausstieg bis 2022 beschlossen. Die acht ältesten Reaktoren werden sofort abgeschaltet.
Am 31.12.2021 gehen die Reaktoren Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen C vom Netz. Die Abschaltung der letzten 3 Reaktoren wird zunächst aufgrund der Energiekrise durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine verschoben.
Am 15. April 2023 werden die 3 letzten deutschen Reaktoren endgültig abgeschaltet. [4]
Rund um die deutschen Bundestagswahlen im März 2025 fordern mehrere Parteien die Wiedereinschaltung der alten AKWs. Zwar sprechen sich die ehemaligen Betreiberunternehmen dagegen aus, CDU und CSU halten aber an der Möglichkeit einer Wiedereinschaltung fest. [5]
Nach Abschluss der Koalitionsverhandlung Anfang April steht jedoch fest, dass es in Deutschland keine Rückkehr zur Atomkraft geben wird. [6]
Störfälle und Katastrophen
Während dem Betrieb aller jemals in Deutschland aktiven AKWs wurden fast 7.000 meldepflichtige Störfälle erfasst. [7]
Probleme
• Atommüll: Bis heute hat Deutschland über viele Tausende Tonnen schwach- mittel- und schwerstrahlenden Atommüll produziert. Noch viel mehr wird beim Rückbau der AKWs entstehen. Es gibt noch keine Lösung und kein Endlager für Atommüll. Ganz im Gegenteil: Das Versuchsendlager im Salzstock von Asse war bereits nach wenigen Jahrzehnten einsturzgefährdet (Wasser war eingedrungen) und die Rückholung des Atommülls wurde beschlossen. Die Vorbereitungen dazu laufen aktuell und soll 2033 begonnen werden.
In Deutschland rechnet man nach Ende der Atomenergienutzung und vollständigem Rückbau (der voraussichtlich mind. 10 Jahre, also bis 2033, dauern wird) mit ca. 620.000 m³ schwach- und mittelradioaktiven Abfällen und mind. 27.000 m³ hochradioaktiven Abfällen. Das ist ungefähr vergleichbar mit 12.400 und 540 großen LKW-Anhängern bzw. 9.172 und 399 Schiffscontainern. [8]
• Der Atomausstieg Deutschlands bedeutet leider trotzdem noch keine nachhaltige und saubere Energieversorgung. Ein großer Teil (2024 waren es noch immer 23 %) des Energiebedarfs wird nach wie vor mit Kohle gedeckt. Im Mai 2020 wurde sogar ein neues Kohlekraftwerk - Datteln 4 - in Betrieb genommen. [9]
• Auch wenn Deutschland keine aktiven AKWs mehr betreibt, ist die Atomindustrie in Deutschland sehr aktiv: In der Brennelementefabrik in Lingen (unter geplanter Beteiligung des russische Atomkonzerns Rosatom) werden weiter unbegrenzt Brennstoffe für ausländische AKW produziert. In Gronau wird ebenfalls angereichertes Uran hergestellt und exportiert. [10]
Mehr Infos:
» Anti-Atom-Organisation ausgestrahlt.de
» Geschichte Kernenergie in Deutschland
» Karte: Übersicht in Rückbau befindlicher AKWs in Deutschland, Deutsch (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz)
Quellenangaben:
[1]
energy-charts.info, aufgerufen 06/2025
[2]
energy-charts.info, aufgerufen 06/2025
Stromimporte 2024 nach Ländern (Zeitung für kommunale Wirtschaft), aufgerufen 06/2025
[3]
Wackersdorf (Stern), aufgerufen 06/2025
[4]
Atomausstieg (BASE - Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung), aufgerufen 06/2025
[5]
AKW-Restart (BR 24), aufgerufen 06/2025
Deutsche Atomkraftwerke könnten 2030 wieder Strom liefern (Deutschlandfunk), aufgerufen 06/2025
Rückbau irreversibel (Rheinische Post), aufgerufen 06/2025
AKW einschalten? Laut Betreibern Unsinn (Berliner Morgenpost), aufgerufen 06/2025
[6]
Schwarz-rote Koalition plant keine Rückkehr zur Atomkraft (Handelsblatt), aufgerufen 06/2025
"Nicht mehr möglich": Söder gibt seinen Atomkraft-Plan auf (BR 24), aufgerufen 06/2025
[7]
Meldepflichtige Ereignisse AKWs Deutschland (BASE - Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung), aufgerufen 06/2025
[8]
Endlager Asse (BGE - Bundesgesellschaft für Endlagerung), aufgerufen 06/2025
Bestand Atommüll (BGE - Bundesgesellschaft für Endlagerung), aufgerufen 06/2025
Infoplattform Endlagersuche (BASE - Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung), aufgerufen 06/2025
Broschüre 'Atommüll Deutschland' (BASE - Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung), aufgerufen 06/2025
[9]
Inbetriebnahme Kohlekraftwerk Datteln 4 im Mai 2020, Deutsch (orf.at)
[10]
Brennelementefabrik Lingen
Foto: AKW Isar,
© Franzfoto
Informationsstand 05/2025