Frankreich, AKW, Pro-Atom, Atomstrom-Spitzenreiter, Atomstrom-Export, Atom-Ausbau, Hochrisikoreaktor
- 57 aktive Reaktoren an 18 Standorten
- 2024 (Dezember) geht der neue Reaktor Flamanville 3 nach einer Bauzeit von 17 Jahren und Kosten von 23,7 Milliarden Euro in Betrieb 1
- Europas Spitzenreiter (weltweit betreiben nur die USA (94) und China (58) mehr Reaktoren 2 und größter (Atom-)Stromexporteur weltweit 3
- Atomausbau geplant
- Stromerzeugung 2023 aus 4
- 64% Atomenergie
- 28% Erneuerbare Energien (12% Wasser, 10% Wind, 2% Biomasse+Abfall, 4% Solar)
- 8% Fossile Brennstoffe (6% Gas, 1% Kohle, 1% Öl)
- 525,7 TWh Eigenproduktion, 25,4 TWh Importe, 75,9 TWh Exporte
Geschichte
1959 geht in Frankreich das erste AKW ans Netz. Seit der Ölkrise der 1970er-Jahre wird der Atomstromanteil stark ausgebaut. Heute gibt es
57 Reaktoren an 18 Standorten. Frankreich ist weltweit das Land mit dem größten Atomstromanteil und größter Atomstromexporteur.
In den letzten Jahren
kämpft Frankreichs Atomindustrie jedoch mit unzähligen Problemen:
2021 wurden im Notfallkühlsystem mehrerer Reaktoren
unzählige gefährliche Risse entdeckt. Bei einer Überprüfung aller französischen AKWs stellte sich heraus, dass unzählige Reaktoren betroffen sind und für Reparaturen
vom Netz genommen werden müssen. Die Reparaturen verzögerten sich, weil in Frankreich die nötigen Fachkräfte fehlen.
5Zu Spitzenzeiten (2005 bis 2015) produzierte Frankreich über 430 TWh Atomstrom. 2022 waren es weniger als 300 TWh (279). Seitdem steigt die Atomstromproduktion wieder leicht, liegt jedoch noch immer ~100 TWh unter der Spitzenleistung weit unter der theoretisch möglichen Kapazität. Jedes Jahr müssen in
Dürre- und Hitzeperioden französische
AKWs vom Netz genommen oder ihre Leistung reduziert werden, weil Kühlwasser fehlt oder zu warm ist.
6Seit den
1970er-Jahren gibt es in Frankreich eine große
Protestbewegung und viele aktive Anti-Atom-Organisationen.
7Ausstieg vs. Ausbau
Frankreich plant den
Ausbau der Atomkraft. 2014 setzt die Regierung zwar fest, den Atomstromanteil bis 2025 auf 50% zu reduzieren. 2019 wurde die Zielerreichung auf 2035 verschoben, 2023 gänzlich aufgegeben.
8Nach einer Bauzeit von 17 Jahren und Kosten von 23,7 Milliarden Euro (Berechnungen des französischen Rechnungshofs) - geht im Dezember 2024
ein neuer Reaktor in Flamanville in Betrieb.
9 Er läuft bis heute allerdings noch nicht mit voller Leistung und musste für Wartungen und Reparaturen bereits mehrmals wieder außer Betrieb genommen werden.
102022 werden Pläne verkündet Reaktoren der neuen Art "EPR2" zu bauen. EPRs sind Druckwasserreaktoren, von denen in Europa erst 3 gebaut wurden bzw. werden - Olkiluoto 3, Flamanville 3 und Hinkley Point C - alle kämpfen schon während des Baus mit Verzögerungen und explodierenden Kosten. EPR2 wurden bisher noch nicht gebaut. Am Design dieses Reaktorkonzepts wird gearbeitet, die Planungskosten betrugen laut EDF bis Ende 2024 drei Milliarden Euro.
11 3 Standorte für je 2 Reaktoren in Frankreich wurden festgelegt, am ersten Standort in Penly beginnen erste Vorbereitungsarbeiten.
122025 genehmigt die französische Atomaufsichtsbehörde ASNR den Betrieb der 19
1300 MW-Reaktoren über ihre ursprüngliche Laufzeit von 40 Jahren hinaus. Die Kosten für die dafür nötigen Upgrades werden auf 6 Milliarden Euro geschätzt.
13Seit 1991 wird in Frankreich an einem
Atommüll-Endlager geplant, aktuell am Standort
Bure. Baubeginn soll - vorausgesetzt die Baugenehmigung wird erteilt - 2027 sein, die Fertigstellung 2050. Aktuell wird mit Kosten von fast 38 Milliarden Euro gerechnet.
14Störfälle und Katastrophen
In den französischen AKWs kommt es laufend zu Zwischenfällen. Einer der schlimmsten Störfälle war im Sommer
2008 im
AKW Tricastin (Südfrankreich): Uran trat aus und verseuchte Boden, Grundwasser und zwei Flüsse.
15Probleme
- In Frankreich sind sehr viele AKWs seit über 30 Jahren in Betrieb (Durchschnittsalter 2024: 39,1 Jahre, Quelle: WNISR), sie gelten als Hochrisikoreaktoren.
- Es gibt auch eine Wiederaufbereitungsanlage für Brennelemente. Die Wiederaufbereitung ist sehr gefährlich und es entsteht wiederum radioaktiver Müll. Außerdem kann nur ganz wenig wiederaufbereitetes Material wieder zur Energieerzeugung verwendet werden, Hauptzweck der Wiederaufbereitung ist die Produktion von Atomwaffen.
- Frankreich forscht an und investiert in neue Druckwasserreaktoren (EPR), die mit ihrer hohen Leistung als besonders riskant gelten.
- Frankreich baut seit über 40 Jahren Uran in Afrika ab. Das bedeutet Ausbeutung, sowie katastrophale Folgen für Menschen und Umwelt.
Mehr Infos und Quellenangabe:
» Frankreich-Schwerpunkt im World Nuclear Industry Status Report 2024 (S 95), aufgerufen 07/251 Presseaussendung von atomstopp (2025),
Nach 17 Jahren Bauzeit: Frankreich schließt Atomreaktor Flamanville 3 ans Netz an (2024) | Spiegel.de, aufgerufen 07/252 AKW weltweit (06/25) | Statista.de, aufgerufen 07/253 Stromexporte Ländervergleich weltweit (2024) | WorldsTopExports.com, aufgerufen 07/254 Energiestatistik (Englisch) | IEA, aufgerufen 07/255 Altersschwache AKWs sorgen für Probleme(2023) | ORF.at, aufgerufen 07/25 6 EDF drosselt Atomkraftwerke aufgrund von Hitzewelle (2025) | Ökonews.at, aufgerufen 07/257 Antiatom-Bewegung in Frankreich bis 2022 | nuclear-heritage.net, aufgerufen 07/25,
Antiatom-Netzwerk Sortir du nucléaire (Englisch) | sortirdunucleaire.org, aufgerufen 07/258 Länderinfos (Englisch) | World Nuclear Association, aufgerufen 07/259 Presseaussendung von atomstopp (2025)10 Wartung Flamanville 3 (Englisch, April 2025) | neimagazine.com, aufgerufen 07/25,
Wartung Flamanville 3 (Englisch, Juli 2025) | energynews.pro, aufgerufen 07/2511 Frankreich-Schwerpunkt im World Nuclear Industry Status Report 2024 (S 95), aufgerufen 07/2512 Länderinfos (Englisch) | World Nuclear Association, aufgerufen 07/2513 Laufzeitverlängerungen 1300 MW-Reaktoren (Englisch, 2025) | world-nuclear-news.org, aufgerufen 07/2514 Französisches Atom-Endlager in Lothringen wird deutlich teurer als geplant (2025) | Stern.de, aufgerufen 07/2515 Störfälle und Länderinfos | Global 2000, aufgerufen 07/25 Foto: Neubau AKW Flamanville, ©
schoella - panoramioInformationsstand 07/2025