Schweiz

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4 aktive Reaktoren an 3 Standorten
Das AKW Beznau 1 (ging 1969 in Betrieb) ist das älteste noch laufende AKW der Welt.
Atomausstieg 2017 beschlossen, ursprünglich sollten alle AKWs nach Laufzeitende 2020-2034 stillgelegt werden, später Laufzeitverlängerungen auf 60 Jahre
Stromerzeugung 2023 aus [1]
   » 66% Erneuerbare Energie (56% Wasser, 4% Biomasse, 6% Solar)
   » 33% Atomenergie
   » 0,5% Gas; 0,5% Sonstiges
73,7 TWh Eigenproduktion, 27,5 TWh Importe, 33,9 TWh Exporte

Geschichte

Der erste Reaktor der Schweiz geht 1960 in Betrieb, ein Forschungsreaktor bereits 1957. Zwischen 1969 und 1973 gehen vier weitere Reaktoren in Betrieb.
Bereits ab 1969 gibt es lokale Proteste, als in der Nähe von Basel ein AKW geplant wird. Demonstrationen, Rechtsstreite, Besetzungen, Volksabstimmungen verzögern den Bau über 20 Jahre, nach Tschernobyl wird der Bau endgültig abgebrochen. Auch mehrere andere geplante AKW-Projekte werden danach abgebrochen.
In den 1970ern engagieren sich auch Vorarlberger_innenbei den Protesten gegen die Schweizer AKWs, vor allem gegen das geplante AKW Rüthi direkt an der Grenze. Der Standort fällt vor allem auch durch österreichisches Engagement.

Im Laufe der Jahre gibt es in der Schweiz mehrere Volksabstimmungen über den Atomausstieg, die jedoch nicht erfolgreich sind. 1990 findet jedoch ein Moratorium Zustimmung, das den Bau von neuen AKWs für die nächsten zehn Jahre blockiert. 2000 gewinnt die Atomindustrie jedoch wieder Aufschwung - mit der Begründung der CO2-Reduktion, ein weiteres Moratorium wird von der Bevölkerung abgelehnt.
2007 folgt der Beschluss zum Bau von neuen AKWs.
Nach der Katastrophe von Fukushima 2011 beschließt die Regierung den Atomausstieg nach Laufzeitende der aktuellen AKWs. 2017 wird das in einer Volksabstimmung durch die Bevölkerung bestätigt. Die noch verbleibenden Reaktoren sollen zu ihrem Laufzeitende stillgelegt werden (geplant bis 2034).
Im Dezember 2019 wird als erstes schließlich das AKW Mühleberg vom Netz genommen. Das noch ältere AKW Beznau mit zwei Reaktoren bleibt aber weiterhin am Netz, Laufzeitverlängerungen auf mind. 60 Jahre werden für alle 4 noch aktiven Reaktoren beschlossen. Beznau 1+2 sollen bis 2033 stillgelegt werden. [2]

Störfälle und Katastrophen

Laufend Vorkommnisse und Notabschaltungen, Dokumentation über die ENSI (Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat) https://ensi.admin.ch/de/themen/vorkommnisse/section/news/ [3]
Hier eine Auswahl besonders kritischer Ereignisse:
1969: partielle Kernschmelze und sofortige Abschaltung des Bergstollenreaktors Lucens, radioaktiver Austritt in den Bergstollen. Der Störfall gilt als der achtschwerste Reaktorunfall der Geschichte.
1992, Beznau: nach Gas-Austritt im Reaktor Beznau sterben zwei Arbeiter.
2013, Mühleberg: Es wird bekannt, dass bereits im Jahr 2000 im Bielersee, der 70 % des Trinkwassers in Biel liefert erhöhte Cäsium-Werte gemessen wurden. Die Öffentlichkeit wurde jedoch nicht informiert, als Quelle werden Reinigungswasser des AKW vermutet.
2015, Mühleberg: Reglerstörung im Speisewassersystem, Wasserniveau im Reaktordruckbehälter sinkt, Notabschaltung

Probleme

Alle aktiven Reaktoren sind weitaus älter als 30 Jahre und gelten damit als Hochrisikoreaktoren, teilweise zusätzlich auch aufgrund des Reaktortyps.
Der "Atomausstieg" wurde zwar beschlossen, die bestehenden AKW sollen jedoch weit über ihre ursprüngliche Laufzeit hinaus mind. 60 Jahre in Betrieb bleiben.
Im laufenden Betrieb und beim Rückbau der AKW nach Ende der Laufzeit wird sehr viel radioaktiver Müll entstehen, bis heute gibt es auch in der Schweiz keine Lösung für eine dauerhafte Lagerung des Atommülls, ein Tiefenendlager ist angedacht. [4]

Mehr Infos:

» Schweizer Energiestiftung

Quellenangaben:

[1] Energiestatistik, Englisch (IEA), aufgerufen 06/25
[2] Wann geht der Schweiz der Strom aus? (Neue Zürcher Zeitung), aufgerufen 06/25
Laufzeitverlängerung AKW Beznau (Energiestiftung), aufgerufen 06/25
Laufzeitverlängerung AKW Leibstadt (SRF), aufgerufen 06/25
Allg. Infos - Atomindustrie, Englisch (World Nuclear), aufgerufen 06/25
[3] Laufende Zwischenfälle laut Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI (ensi.ch), aufgerufen 06/25
Übersicht Zwischenfälle 2024 (ensi.ch), aufgerufen 06/25
[4] Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (nagra.ch), aufgerufen 06/25

Foto: AKW Mühleberg, © BKW FMB Energie AG

Informationsstand 06/2025

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