Fico: Slowakei will einen neuen Kernkraftwerksblock in staatlicher Hand bauen

14.05.24, Quelle: oenergetice.cz, ctk, Übersetzung: OIZP/BIU

Bratislava - Die slowakische Regierung ist daran interessiert, einen neuen Kernkraftwerksblock mit einer Leistung von bis zu 1.200 Megawatt in Staatseigentum zu bauen, sagte der slowakische Premierminister Robert Fico heute vor Reportern. Es wird erwartet, dass das Kabinett auf seiner nächsten Sitzung am Mittwoch eine erste Entscheidung in dieser Angelegenheit treffen wird. Bratislava will einen Partner für den Bau im Rahmen einer internationalen Ausschreibung auswählen. Die Tschechische Republik führt derzeit ebenfalls eine Ausschreibung für den Bau neuer Kernkraftwerke durch.

Zu diesem Zweck wurde in der Slowakei im Jahre 2009 unter dem ersten Kabinett von Fico die Gesellschaft Jadrova energeticka spolocnost Slovenska (JESS) gegründet, an der das slowakische Wirtschaftsministerium 51 Prozent der Anteile hält und der tschechische Stromkonzern CEZ die restlichen Anteile besitzt. Ursprünglich sollte der Bau dieses Kernkraftwerks im Jahre 2014 beginnen.

"Wir müssen auf den Energiebedarf reagieren. Es gibt Schätzungen, dass der Stromverbrauch in der Slowakei in den nächsten 20 Jahren um bis zu 80 Prozent steigen könnte. Es muss eine Quelle sein, die unter der Kontrolle des Staates steht und die es uns ermöglicht, auch Krisensituationen zu bewältigen", sagte der slowakische Premierminister Fico.

Erst im November des letzten Jahres erwähnte er die Zusammenarbeit mit der Tschechischen Republik beim Bau eines neuen Kernkraftwerks oder beim Einsatz von kleinen modularen Reaktoren.

"Aus politischer Sicht können wir uns nicht vorstellen, dass die Technologie aus der Russischen Föderation kommt. Es wird ein Wettbewerb vorbereitet", sagte Wirtschaftsministerin Denisa Sakova nach ihrem Treffen mit Fico über die geplante neue Atomanlage in der Slowakei.

Sie fügte hinzu, dass die derzeitige Regierung, die im vergangenen Jahr für eine vierjährige Amtszeit angetreten ist, die Ausschreibung noch abschließen wolle.

Laut Fico will der Staat für den Bau des Kernkraftwerks die bestehende Infrastruktur in Jaslovske Bohunice nutzen, wo Bratislava in den Jahren 2006 und 2008 zwei Blöcke des älteren Kernkraftwerks V1 wegen ihrer Verpflichtungen gegenüber der EU definitiv abgeschaltet hat. Gleichzeitig betreibt der größte slowakische Stromerzeuger, Slovenske elektrarne (SE), dort sein eigenes Kernkraftwerk. Fico sagte, die Auswahl dieses Standorts werde das Genehmigungsverfahren beschleunigen.

Kernkraftwerke machen einen großen Teil der slowakischen Stromerzeugung aus. SE hat im vergangenen Jahr den fertig gestellten dritten Block des Kernkraftwerks Mochovce ans Netz gebracht. Nach Angaben von SE soll der vierte Block in Mochovce, der derzeit fertiggestellt wird, im nächsten Jahr mit Brennstoff beladen werden. Die Fertigstellung dieses Blocks hat sich erheblich verzögert und verteuert.
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