atomstopp: Eine Amerikanerin in Prag - Lobbying für den Temelin-Ausbau

02.12.12 - Hillary Clinton zu letztem Aufgebot für marode Atomindustrie in Prag

"Dass sich die scheidende amerikanische Außenministerin Hillary Clinton für den Atomkonzern Westinghouse starkmacht, der als einer der Bieter um den Temelin-Ausbau noch im Rennen ist, zeigt, dass es sich bei Atomgeschäften nicht um "normales" Business geht! Vielmehr macht es deutlich, wie eng die Verzahnung zwischen Politik und der Atomlobby in Wirklichkeit ist und wie die Atomlobby von politischen Fürbitter_innen abhängt!", kommentieren Roland Egger und Gabriele Schweiger, Sprecher von atomstopp_oberoesterreich den morgigen Prag-Besuch der amerikanischen Außenministerin.

"Hillary Clinton sollte - bei allem politischen Interesse, dass die Amerikaner den Milliardenauftrag für den Ausbau Temelins bekommen - sich aber vor Augen führen, dass sie sich zum letzten Aufgebot für eine zutiefst unwirtschaftliche Atomindustrie macht, vom ökologischen Irrsinn ganz zu schweigen!", so Egger und Schweiger weiter.

Auch im Heimatland der amerikanischen Außenministerin ist jedenfalls Atomkraft eine aussterbende Industrie und hängt nur durch politische Unterstützung weiter am Tropf:

- Erst Bürgschaften für Atomkraftwerke in Höhe von sagenhaften 54 Milliarden Dollar waren für die US-Atomindustrie Anreiz genug, im Jahr 2012 erstmals nach 30 Jahren wieder um die Bewilligung für den Bau eines Atomreaktors anzusuchen!
- Der einzige Atomreaktor, an dem zur Zeit in den USA gebaut wird, ist Watts Bar - und an diesem Reaktor wird seit 1972 (!) gebaut, also seit 40 Jahren!
- Weil sich der Neubau von Atomreaktoren in keinster Weise rechnet, verlängert man in den USA die Laufzeiten ungeachtet des dadurch steigenden Risikos auf bis zu 60 Jahren!

"Es ist schon klar: Die Atomindustrie ringt so verzweifelt um neue Aufträge, dass die US-Atomlobby dafür sogar die amerikanische Außenministerin instrumentalisiert. Sie sollte wissen, dass ein unabhängiges tschechisches Beratungsunternehmen, den Ausbau Temelins als Casino-Zockerei bezeichnet hat. Der Temelin-Betreiber CEZ weiß das jedenfalls und wollte deshalb einen garantierten Strompreis für die nächsten 60 Jahre! Um sich wirtschaftlich zu rechnen, müsste der Temelin-Strom um € 169 pro MWh über die gesamte Laufzeit verkauft werden können. Der derzeitige Großhandelspreis liegt jedoch bei weniger als einem Drittel, nämlich bei € 50 pro MWh!", so Egger und Schweiger weiter.

"Wir finden es schwer enttäuschend, dass sich Hillary Clinton in ihrem letzten Aufgebot in Tschechien ausgerechnet für die Atomlobby starkmacht.", so Egger und Schweiger abschließend.

Weitere Informationen:
Roland Egger + 43 680 23 93 019
Gabriele Schweiger + 43 680 33 33 625
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