Offener Brief an den oberösterreichischen Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer: - Atomkraft in Tschechien \"Alte Versprechen - neue Bedrohungen!

27.09.12 -

Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!

"Alte Spuren - neue Wege" - so lautet das Motto der von Oberösterreich gemeinsam mit Südböhmen geplanten Landesausstellung 2013 Das ist durchaus ein schöner Leitsatz, die oberösterreichischen und südböhmischen Antiatom-Organisationen warnen aus ihrer Perspektive jedoch, dass vor allem auch "Alte Versprechen - neue Bedrohungen" im Raum stehen. Wir appellieren in diesem Sinne dringend an Sie, sich vorbehaltlos für den Schutz Oberösterreichs und Südböhmens einzusetzen, und zwar vor den atomaren Bedrohungen.

Im Melker Abkommen wurde der Bevölkerung zugesichert, dass sämtliche höchstsicherheitsrelevanten Fragen bei den Atomreaktoren Temelin 1 und Temelin 2 vor der Aufnahme des kommerziellen Betriebs gelöst werden. Heute - mehr als 10 Jahre nach dem Abschluss des Melker Abkommens - sind nach wie vor Sicherheitsfragen ungelöst. Unter anderem ist belegt, dass die tschechischen Behörden die Erdbebengefährdung des Standorts gravierend unterschätzen.

Die tschechische Republik ist ihrem "alten Versprechen" aus dem Melker Abkommen also bis heute nicht umfassend nachgekommen, mehr noch: die tschechische Republik plant am Standort Temelin den Bau zweier weiterer Atomreaktoren und schafft damit "neue Bedrohungen"!

Von den oberösterreichischen Antiatom-Organisationen wurden innerhalb der nur 30tägigen Einwendungsfrist mehr als 22.500 Unterschriften gegen den Bau zusätzlicher Atomreaktoren gesammelt. Erstaunlicherweise sehen die tschechischen Behörden kein Problem darin, obwohl noch nicht einmal feststeht, welche Atomreaktoren in Temelin gebaut werden sollen, ihnen die Unbedenklichkeit auszustellen!

Die atomaren Bedrohungen gehen aber auch weit über unsere Generationen und über die aktuelle Gefahr durch den Betrieb des Atomkraftwerks Temelin und den Bau neuer Atomreaktoren hinaus: Die Frage der Endlagerung der hochradioaktiven Abfälle wird noch Generationen nach uns beschäftigen und es ist nicht auszuschließen, dass das Endlager für die Abfälle in unmittelbare Nähe zu Oberösterreich errichtet wird.

Die Vereine, die sich mit diesem Offenen Brief an Sie wenden, verstehen sich als Teil der Antiatom-Offensive des Landes Oberösterreich und stehen seit vielen Jahren - auch gemeinsam mit Ihnen - an vorderster Front im Widerstand gegen die Atomkraft.

Wir würden uns wünschen, "Atomkraft in Tschechien" auch bei der Landesausstellung 2013 thematisiert zu sehen und appellieren an Sie: Eine gute Partnerschaft - wie sie zweifelsfrei angestrebt und gewünscht wird - sollte nicht mit alten Versprechen, die nicht eingehalten wurden und neuen Bedrohungen belastet werden.

Wir vertrauen auf Ihre Unterstützung im gemeinsamen Widerstand gegen die Atomkraft.
Mit besten Grüßen
Roland Egger - Obmann atomstopp_atomkraftfrei leben!
Gabriele Schweiger - Obfrau Freistädter Mütter gegen Atomgefahr

weitere Informationen:
Roland Egger + 43 680 23 93 019
Gabriele Schweiger + 43 680 33 33 625
↑ Nach oben ↑