Atomkraftwerke erzeugen Krebs - Studienautoren versuchen die Ergebnisse der Kinderkrebstudie umzudeuten!

09.05.08 - Prof. Dr. med. Edmund Lengfelder (Otto Hug Strahleninstitut Universität München): "Für mich ist das Betrug in der Wissenschaft!"

Kinderkrebsstudie - Das Ergebnis

Im Auftrag des deutschen Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und des Bundesamtes für Strahlenschutz wurde eine epidemiologische Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken (KiKK-Studie) erstellt, in der untersucht wurde, ob Krebs bei Kindern unter 5 Jahren in unmittelbarer Umgebung von Atomkraftwerken häufiger ist als in größerer Entfernung. Bei der Veröffentlichung der Ergebnisse kommen die Autoren zur Schlussfolgerung: "Unsere Studie hat bestätigt, dass in Deutschland ein Zusammenhang zwischen der Nähe der Wohnung zum nächstgelegenen Kernkraftwerk und dem Risiko, vor dem 5. Geburtstag an Krebs (bzw. Leukämie) zu erkranken, beobachtet wird."

"Anstatt aus den eindeutigen Ergebnissen der Kinderkrebsstudie aber sofort Konsequenzen zu ziehen und an die Adresse der Betreiber der Atomkraftwerke zu richten - einerlei ob sie Temelin, ISAR 1 oder Mochovce heißen - machen sich die Wissenschafter scheinbar zu willfährigen Handlangern der Atomlobby und relativieren die Autoren der Studie die Ergebnisse!", so Gabriele Schweiger, Obfrau von den Freistädter Müttern gegen Atomgefahr und Roland Egger, Obmann von atomstopp_atomkraftfrei leben! empört.

Kinderkrebsstudie - Der wissenschaftliche Betrug

Im Widerspruch zu früheren Aussagen relativieren die Autoren das Ergebnis wie folgt: "Diese Studie kann keine Aussage darüber machen, durch welche biologischen Risikofaktoren diese Beziehung zu erklären ist. Die Exposition gegenüber ionisierender Strahlung wurde weder gemessen noch modelliert. … (es) kann aufgrund des aktuellen strahlenbiologischen und epidemiologischen Wissens die von deutschen Kernkraftwerken im Normalbetrieb emittierte ionisierende Strahlung grundsätzlich nicht als Ursache interpretiert werden."

Hier ortet Prof. Lengfelder, Leiter vom Otto Hug Strahleninstitut in München, den Betrug: "Wenn die Studienautoren nach Vorliegen der schockierenden Ergebnisse nun Strahlung als mögliche Ursache der Krebserkrankungen kategorisch in Abrede stellen, dann kann das nur als Folge einer absichtsvollen Veränderung und Missachtung der vorab verbindlich festgelegten Methodik und Konzeption der Kinderkrebsstudie (Abstand als Ersatzgröße der Strahlenexposition) aufgefasst werden. Dieses Vorgehen erfüllt nach meiner Auffassung die Tatbestandsmerkmale von Fälschung bzw. Betrug in der Wissenschaft!"

Ende 2006 haben die Autoren in der Fachzeitschrift "Umweltmedizin in Forschung und Praxis (Nr.11, S. 20 - 26) über die laufenden Arbeiten an dieser Kinderkrebsstudie berichtet (Krebs bei Kindern in der Umgebung von Kernkraftwerken: Bericht zu einer laufenden epidemiologischen Studie). Damals haben sie erklärt: "Als Approximation für die mögliche Strahlenexposition durch das Kernkraftwerk wird der Abstand vom Leistungsreaktor (Abluftkamin) zur Wohnadresse der Probandenfamilie zum Zeitpunkt der Diagnosestellung ermittelt (S. 23)." Und weiter: "Die Analyse beruht auf einem Surrogat der individuellen Expositionsabschätzung. Mit Hilfe eines Abstandsgesetzes kann mit der Surrogatgröße eine approximative Dosis-Wirkungsbeziehung geschätzt werden (S. 25)."

Prof. Dr. Lengfelder dazu: "In dieser Passage der Publikation von 2006 erklären die Studienautoren eindeutig, dass die Strahlenexposition der eigentliche Untersuchungsparameter der Kinderkrebsstudie ist, der aber mangels direkter Messbarkeit als "Surrogat" (Ersatzgröße) in Form des Abstandes gemessen wird. Im Studiendesign war explizit das Abstandsquadrat (Abstandsgesetz) der Strahlenexposition als wesentliche Korrelationsgröße zu den Krebserkrankungen festegelegt worden."

Und Prof. Dr. Lengfelder weiter: "Die Ergebnisse der Kinderkrebsstudie zeigen, dass tatsächlich die approximative Dosis-Wirkungsbeziehung Strahlung-Krebsinzidenz besteht, und dass die Leukämie als besonders "strahlengeneigte" Tumorart überproportional ansteigt!"

Kinderkrebssudie - Die Konsequenzen

Ergebnisse wie diese sind als klarer Auftrag zu erkennen und Prof. Dr. Lengfelder fordert deshalb: "Die bestehenden Grenzwerte führen zu Krebs und Leukämie. Sie müssen deshalb mindestens um den Faktor 50 gesenkt werden. Der Betrieb der AKWs ist solange zu unterbinden, bis die entsprechenden Anlagen z ur Senkung der Emissionen eingbaut sind.", so Prof. Lengfelder abschließend.

Hintergrund - Ergänzung:

Kinderkrebsstudie - Der Auftrag und die Nullhypothese

Die Nullhypothese der Studie lautet im Dezember 2007: "Es besteht kein Zusammenhang zwischen der Nähe der Wohnung zu einem Kernkraftwerk und dem Risiko, bis zum 5. Lebensjahr an Krebs zu erkranken. Es liegt also kein negativer Abstandstrend des Erkrankungsrisikos vor."

Von 1980 bis 2003 sind laut Studie im Umkreis von fünf Kilometern um die Reaktoren 77 Kinder an Krebs, davon 37 an Leukämie, erkrankt. Im Durchschnitt seien 48 Krebs- bzw. 17 Leukämiefälle zu erwarten gewesen.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Edmund Lengfelder: +49 89 21 80 75 833 oder 834
Prof. Dr. Lengfelder ist im Laufe des heutigen Tages über Gabriele Schweiger zu erreichen - Tel: +43 664 90 77 09
Roland Egger +43 664 421 56 13
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