Termin für den kleinen modularen Reaktor wird verschoben

09.04.24, Quelle: Pravo, Seite 15, Martin Prochazka, Übersetzung: OIZP/BIU

Schon in wenigen Jahren sollen sie Strom und Wärme für kleinere Städte oder Industriegebiete erzeugen. Noch im vergangenen Jahr plante das halbstaatliche Unternehmen ÈEZ, den ersten kleinen modularen Reaktor mit einer Leistung von bis zu 300 Megawatt in Temelín in acht Jahren in Betrieb zu nehmen. Nun sieht es aber so aus, als würde sich der Termin verschieben.

"Ob es im Jahre 2032 oder im Jahre 2034 sein wird, kann ich nicht sagen, aber es wird in diesem Zeithorizont sein", gab der CEZ-Chef Daniel Benes kürzlich zu.

Auch das Ministerium für Industrie und Handel hat eine nüchterne Einschätzung. "Wir schätzen die Inbetriebnahme des ersten solchen Reaktors realistischerweise auf die Mitte bis zweite Hälfte der 30er Jahre", sagte Marek Vosahlík, ein Sprecher des Ministeriums, gegenüber der Zeitung Právo.

Auch Radim Dohnal, Analyst bei Capitalinked, hält das Ziel, einen Reaktor mit einer Leistung von etwa einem Drittel eines Blocks des Kraftwerks Temelín Anfang der 30er Jahre zu bauen, für optimistisch. Dies angesichts der Tatsache, wie langsam derartige Projekte anderswo in der Welt vorankommen.

"Ich denke, die Energiefirma CEZ sollte sich jetzt auf die Vorbereitung neuer Dampfgasressourcen konzentrieren, denn Europa ist bereits jetzt und wird auch in Zukunft der am besten mit Gas versorgte Teil der Welt sein", meint Dohnal.

Er wies auch auf das Problem des Preises für kleine Reaktoren hin. Das Beratungsunternehmen Wood Mackenzie schätzt die Gesamtkosten für Strom aus modularen Reaktoren auf 80 bis 120 Dollar pro Megawattstunde, je nach der Höhe der staatlichen Unterstützung beim Bau oder der Finanzierung. Das sind bis zu 111 Euro. Im Vergleich dazu wird Strom an der Börse derzeit für rund 85 Euro (2.150 Kronen) verkauft.

"Obwohl sie schneller gebaut werden als große Reaktoren und einen geringeren Anteil an den Finanzierungskosten haben, sind sie etwas teurer als große Reaktoren, fasste der Analyst zusammen.

Ähnlich wie bei den großen Reaktoren sollte seiner Meinung nach jedoch der Staat, nicht CEZ selbst, die Vorbereitung kleiner Reaktoren fortsetzen und sich erst dann aus dem Plan zurückziehen, wenn sich diese Quellen als eindeutig unrentabel erweisen würden.
Der ENA-Analyst Jiri Gavor wies darauf hin, dass es noch nirgendwo auf der Welt ein gemeinsames kommerzielles Angebot für einen modularen Reaktor gibt. Auch sieht er noch nicht das Potenzial für niedrigere Preise als bei herkömmlichen Reaktoren.

"Die Erwartung, dass er billiger sein wird, beruht auf der Tatsache, dass es sich um eine Massenproduktion handeln wird. Aber damit sich diese Annahme bewahrheitet, müssen große Aufträge eingehen. Es kann nicht wie bei den großen Reaktoren einer nach dem anderen gebaut werden. Bisher gibt es zwar Interesse, aber Aufträge für zehn oder fünfzehn Reaktoren liegen noch nicht vor", sagte er gegenüber der Zeitung Právo.

Ansonsten könne der Preis nicht sinken. "Wegen der Kostensenkung in der Kernkraftindustrie wurde die Leistung der großen Reaktoren erhöht. Wenn es nicht genügend Aufträge gibt, werden die Kosten pro Leistungseinheit für kleine Reaktoren zwangsläufig höher sein", fügte er hinzu.
Es waren die hohen Kosten für Strom aus einem kleinen Reaktor, die durch einen erheblichen Anstieg der Baukosten verursacht wurden, die im November des letzten Jahres zur Einstellung des NuScale-Projekts in Utah, USA, führten. Das Projekt, das sechs Reaktoren mit einer Gesamtkapazität von 462 MW vorsah, wurde auf Eis gelegt.

CEZ hatte sich zuvor mit sieben Unternehmen zusammengetan, die an dem kleinen Reaktordesign arbeiteten. Es unterzeichnete Memoranden mit NuScale, GE Hitachi, Rolls Royce, EDF, Westinghouse, KHNP und Holtec.

"Wir haben uns auf die drei wichtigsten Unternehmen beschränkt, die in der Entwicklung am weitesten fortgeschritten sind", erklärte Benes. Aber ihre Namen hat CEZ nicht veröffentlicht.

Davon, mit wem CEZ den Reaktor bauen wird, soll schon bald entschieden werden. ,,Den einen Lieferant möchten wir schon bis Ende dieses Jahres auswählen," ergänzte Benes. Noch im vergangenen Jahr hieß es aber noch, dass der Lieferant des kleinen modularen Blocks für Tschechien bereits in der ersten Hälfte dieses Jahres bekannt sein wird.

Neben des Standorts Temelin werden laut dem CEZ - Sprecher Ladislav Kriz weitere Standorte der ehemaligen Kohlekraftwerke Prunerov und Tusimice für die Unterbringung eines kleinen modularen Reaktors erwogen, wo jetzt Untersuchungsarbeiten verlaufen. Die Firma CEZ untersucht auch weitere Lokalitäten, wo man die SMR bauen könnte, zum Beispiel die Kohlekraftwerke Prunerov, Ledvice, Melnik oder das AKW-Gelände Dukovany.

Gemäß den CEZ - Plänen können in der Tschechischen Republik bis zu 10 Reaktoren mit der Gesamtleistung bis zu 3.000 MW errichtet werden, was drei Temelin-Reaktoren entsprechen würde.
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