Dukovany ohne Brennstoff?

14.03.22, Quelle: Hrot

Die Politiker lösen, wie die Abhängigkeit vom russischen Gas und Öl zu reduzieren. Was wird aber mit dem Brennstoff für die Atomkraftwerke sein?

Das Atomkraftwerk Dukovany leitete ein paar Tage vor der Invasion der russischen Armee in die Ukraine den Kernbrennstoffwechsel im ersten Block ein. Der Krieg in der Ukraine hat aber mit diesem Atomkraftwerk mehr zu tun, als diese zeitliche Übereinstimmung bei der Brennstoffeinführung in den ersten Dukovany-Block. Das Atomkraftwerk Dukovany ist momentan absolut vom russischen Kernbrennstoff von der Firma Tvel abhängig. Für die dortigen VVER 440-Reaktoren bietet derzeit niemand anderer in der Welt einen Ersatzkernbrennstoff an. Und wenn die russische Lieferfirma aus einem gewissen Grund - zum Beispiel in der Reaktion auf die europäischen Sanktionen - ablehnen würde, den Brennstoff in das AKW Dukovany weiter zu liefern, kann es ein ernsthaftes Problem für ganz Tschechien sein. Das Atomkraftwerk Dukovany deckt langfristig ca. 20% des tschechischen Strombedarfs.
Das Atomkraftwerk Dukovany hat zwar Brennstoff-Reserven für mehrere Tage, aber der eventuelle Ersatzbrennstofflieferant wäre nicht im Stande, die neuen Brennstäbe gleich zu liefern, er würde eine relativ lange Zeit für die Vorbereitung und Umsetzung brauchen. »Es ist selbstverständlich, dass wir uns mit der Situation ordentlich beschäftigen, vor allem wenn der Brennstoff immer für den entsprechenden Reaktor entwickelt und erzeugt wird, was einige Jahre dauert,« sagte der CEZ-Sprecher Ladislav Kriz. Den Kernbrennstoff in die Reatoren muss danach das Staatsamt für Kernsicherheit zertifizieren. Laut der SUJB-Chefin dauert die Zertifizierung mehrere Monate bis ein Jahr lang.

Tschechien ist nicht alleine mit diesem Problem. Ein ähnliches Problem wird jetzt auch in der Slowakei gelöst, wo die VVER 440-Reaktoren sogar in den beiden Atomkraftwerken sind - Jaslovske Bohunice und Mochovce. Auch dorthin liefert den Brennstoff die russische Firma TVEL und der slowakische Wirtschaftsminister Richard Sulik sagte, dass die Firma TVEL weltweit der einzige Brennstofflieferant ist. Wegen des Kriegs in der Ukraine initiierte sogar die slowakische Regierung in der Zusammenarbeit mit den Atomkraftwerken eine Verhandlung, damit die geplante Brnenstoff-Lieferungen vorzeitig verläuft, also Ende Februar / Anfang März, und damit die slowakischen Atomblöcke eine ausreichende Brennstoffreserve haben.

In Tschechien betrifft dieses Problem nur Dukovany, weil Temelin andere Reaktoren haben - VVER 1000 des Typs V320. Im Frühling des vergangenen Jahres startete die Firma CEZ ein Auswahlverfahren für den Brennstoff-Lieferanten für Temelin für die kommenden 10 Jahre, da der gültige Vertrag abgelaufen ist. Seit dem Jahr 2010 liefert den Brennstoff auch die russische Firma TVEL, aber vorher wurden dort die Brennstäbe von der amerikanischen Firma Westinghouse verwendet. Laut zugänglichen Informationen hat sich in das aktuelle Auswahlverfahren neben diesen zwei Firmen auch die französische Firma Framatome gemeldet. Man wird also sehen, welchen Brennstofflieferanten CEZ auswählt. »Das Auswahlverfahren läuft und wir dürfen es bis Ende des Verlaufs nicht näher kommentieren,« teilte der Sprecher der CEZ - Gruppe Ladislav Kriz mit.

Beim Atomkraftwerk Dukovany hat aber die Firma CEZ bis Ende der Lebensdauer der Blöcke den Vertrag mit der russischen Firma TVEL geschlossen. Der Brennstoff in allen sechs tschechischen Reaktoren (vier in Dukovany, zwei in Temelin) wird jedes Jahr gewechselt, immer ca. ein Viertel. »Wir haben Brennstoff-Reserven durchschnittlich für zwei Jahre des Betriebs,« sagte der CEZ-Sprecher Ladislav Kriz.
Auf die Frage, ob CEZ ein Krisenszenario vorbereitet hat, wenn zum Beispiel CEZ für Dukovany alle Brennstäbe verbrauchen würde und die neuen erst in einem Jahr kommen könnten, antwortete er: »In den Atomkraftwerken haben wir ausreichende Brennstoff-Reserven für den weiteren Betrieb. Die aktuelle Situation beobachten wir und werten wir aus.«

/gr/

Link zum Originalartikel auf Tschechisch
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